Zum Original

„Where are the wings ?“ fragte der XF-104 Testpilot A.W. Tony LeVier beim ersten Anblick des von Lockheed neu entwickelten Jets. Die einzigartige Optik des Mach 2 Flugzeuges mit den Stummelflügeln und die seinerzeit überlegenen Flugleistungen gaben dem Starfighter daher auch die Bezeichnung „bemannte Rakete“.

Die erste F-104 flog bereits im Jahr 1954, insgesamt wurden 2700 Stück in aller Welt gebaut und geflogen. Kaum ein Flugzeug hat dabei in der Geschichte der militärischen Luftfahrt so viel Wirbel erzeugt wie der Starfighter.

Berühmt und berüchtigt waren die Mythen, die sich um den Starfighter rankten. So wurde er von vielen aufgrund der vielen Unfälle als „Witwenmacher“ bezeichnet, der Volksmund meinte, man müsse sich nur ein Grundstück kaufen und warten, so käme man sicher irgendwann zu einem Starfighter.

Kein Wunder, denn alleine in Deutschland sind 270 F-104 bei Einsätzen der Bundeswehr abgestürzt.

Durch eine Reihe von Maßnahmen wie der Erhöhung der Flugstundenzahl und dem Umbau des Rettungssystems konnte die hohe Unfallzahl aber auf ein vertretbares Maß gesenkt werden.

Der letzte deutsche Starfighter flog seinen Dienst bis zum Jahre 1991, in einigen Ländern der Welt, wie etwa der Türkei fliegen heute noch F-104.

 

Das Modell  

Der erste flugfähige Starfighter mit Elektroimpeller stammt meines Wissens nach von Ralf Dvorak, der bereits 1994 in Aspach bewies, dass auch eine F-104 mit Elektrodüse zu befeuern ist. Weitere Konstruktionen folgten, die alle mehr oder weniger an die Dvorak F-104 angelehnt sind.

Auch Arno Donath vertreibt einen Starfighter-Bausatz für die mittlerweile recht verbreitete 90mm Impeller-Klasse. Mit einer Spannweite von 90cm und einer Gesamtlänge von 153 cm besitzt die F-104 von Donath gegenüber dem Original eine vergrößerte Tragfläche, die sich allerdings nahtlos in die Silhouette der Originalfläche einfügt und das Erscheinungsbild nicht trübt.

 

Die Lufteinläufe sind für den Impeller vergrößert, die Diffusoren wurden aus aerodynamischen Gründen weggelassen. Trotzdem ist die markante Erscheinung der F104 vorzüglich auf das Modell übertragen, die negative V-Form trägt einiges dazu bei.

Der Bausatz ist mit GFK-Rumpf und Styro-Balsatragflächen ausgestattet. Mitgeliefert werden unter anderem sämtliche Spanten, die Tragflächensteckung, die Triebwerkskanäle sowie eine Kabinenhaube. Der Rumpf besteht aus einem getrennten Vorder- und Rückenteil.

Die Bauanleitung umfasst 2 DIN A4 Seiten sowie eine Zeichnung und beginnt mit dem Satz: „Für Anfänger ungeeignet“.

Dies ist zweifellos richtig, jedoch würden einige detailliertere Hinweise bezüglich des Einbaus der einzelnen Komponenten die Erreichung des Schwerpunktes erleichtern.

Für die F-104 gibt es vom Hersteller zwei verschiedene Vorfertigungsgrade. In der Grundversion sind sämtliche GFK-Teile und Spanten selbst zu verkleben. In der vormontierten Version sind Rumpf, Spanten und Kanäle bereits verklebt. Ich habe die vormontierte Version zu einem Preis von 675 DM bestellt und dies nach Erhalt und Begutachtung des Vorfertigungsgrades nicht bereut.

Nach erster Begutachtung des gelieferten Bausatzes machten Flächen- und Holzteile einen guten Eindruck. In den Rumpf sind an sensiblen Stellen viele Kohleeinlagen laminiert, um die Konstruktion stabiler zu machen. Dieser gute Eindruck änderte sich aber bei genauerer Betrachtung des GFK-Rumpfes. Der detaillierte, mit original Beplankungsstößen versehene, recht leichte Rumpf hat an der Oberfläche keine Deckschicht. Stattdessen sind unzählige kleine Mikrolöcher über die gesamte Oberfläche verteilt. Dies sind die Zwischenräume von über kreuz laminierten GFK-Matten, die nicht mit Harz ausgefüllt sind.

Ein erster Auftrag von 2K Füller brachte ein ernüchterndes Ergebnis. Jede Menge Löcher, die sich auch durch mehrmaligen Auftrag von Füller nicht schließen lassen.

Deshalb wurde stellenweise der gesamte Rumpf neu verspachtelt, um eine glatte Oberfläche zu bekommen. Das ist natürlich eine recht langwierige Arbeit, die durch eine Deckschicht überflüssig wäre. Zu allem Überfluss sind natürlich die Beplankungsstöße nach dem Füllern nicht mehr sichtbar. Diese in die Form zu übertragen hätte sich der Hersteller bei dieser Oberflächenqualität eigentlich sparen können.

Eine mögliche Alternative, die den Nachteil der GFK-Oberfläche mindern könnte, ist das Bekleben des gesamten Rumpfes mit Klebefolie. Bei einem Neubau würde ich diese Möglichkeit in Erwägung ziehen. Allerdings müsste man dann bei der Dauerhaftigkeit der Oberfläche Abstriche machen.

Das abschließende Lackieren geschah bei mir mit 2K-Autolack nach dem Vorbild des Jabo G33 in Büchel, um in der Luft möglichst optimale Sichtbarkeit zu erreichen und damit als Ausrede für die Vereinskameraden die verbliebenen Löcher im Rumpf dem Federkleid des Raubvogel zugeschrieben werden konnten.

 

 

Technik

Der Starfighter benötigt einen Impeller der 90mm Klasse. Ich verwende den Schübeler-Impeller DS 51fan 3ph, der momentan das Feld leistungs- und preismäßig anführt. Alternativen wären Wemotec und ein von Arno Donath selbst angefertigter Holzimpeller. Da das Rohrsystem beim Starfighter aber bereits vormoniert geliefert wurde, habe ich mich dazu entschlossen, den Impeller ohne Mantel zu bestellen und in den Luftkanal einzukleben. Eine Alternative dazu wäre es, den Kanal mit dem Mantel zu vermuffen.

 

Als Antrieb verwende ich den von Daniel Schübeler empfohlenen Plettenberg Motor HP 220-20 A3 SP6 an 16 gepuschten Zellen RC2400. Als Regler wird der schulze future 45ko benutzt.

Es finden 3 übliche 19g Servos Platz im Modell, bei mir sind es C341, die an einem SMC-19 Empfänger betrieben werden. Gespeist wird die Empfangsanlage von 250maH Akkus der Marke Sanyo, die sich in der Praxis als sehr üppig dimensioniert erwiesen haben. Hier wäre einiges an Einsparungspotenzial für die Gewichtsbilanz vorhanden.

Die Konstruktion dieser F-104 birgt ein Problem der Stromversorgung für bürstenlose Motoren. Der Antriebsakku liegt etwa 80cm vom Motor entfernt. Nun ist aber bekannt, dass bürstenlose Systeme mit derart großen Kabellängen ihre Probleme haben. Deshalb wurde der Reglerhersteller kontaktiert und auf dieses Problem aufmerksam gemacht. Ulf Herder empfahl mir via Email, die Kabel auf keinen Fall zum Akku zu verlängern, sondern die 3 Motoranschlüsse auf die nötige Länge zu bringen und diese 3 Adern zu verdrillen. Dies sind bei 80cm Kabellänge 2,5mm immerhin etwa 80g zusätzliches Gewicht.

Einige Testläufe des so zusammengestellten Antriebes verliefern dann auch erfolgreich, der SMC-Empfänger ließ sich nicht durch die Motorkabel beeindrucken. Vorsichtshalber wurde die Failsafe-Einstellung auf Motor aus programmiert, um eventuell auftretende Störungen sofort zu erkennen und deren Ursache im Antrieb auszuschalten. Dies ist nach zahlreichen Flügen aber bisher aber nicht geschehen, der Empfänger wechselte kein einziges Mal in den Failsafe Modus.

Bei den Probeläufen des Antriebs zeigte sich aber bald ein anderes Problem. An den 16 Zellen liegt der 45A Regler an der Grenze der Belastung. Deshalb schaltete der Regler nach etwas über einer Minute im Teillastbereich wegen Überhitzung den Antrieb regelmäßig ab. So war an ein Fliegen natürlich nicht zu denken, ein erneuter Anruf bei schulze brachte dann die Gewissheit, dass um eine ausreichende Kühlung kein Weg vorbeiführt. Ein anschließender Versuch mit einer Kühlluftführung durch die Rumpfspitze zeigt nur wenig Erfolg.

So musste wohl oder übel eine Kühlöffnung in den Rumpf geschnitten werden, um den Kühlkörper genügend Frischluft zuzuführen. Glücklicherweise ist das bei dem schwarzen Adlerkopf gut möglich. Da sich der Kühlkörper kurz vor dem Einlauf befindet, kam es nie mehr zu Überhitzungen des Reglers.

Nach Einbau aller Komponenten und der Montage des Modells zeigte sich recht schnell, dass der angegebene Schwerpunkt nicht eingehalten werden konnte. Viel zu weit vorne, denn ein Kilo Akkus vor dem Luftkanal drücken schon gewaltig nach unten. Also Empfänger, Empfängerakku noch einmal ausgebaut und nach hinten verlagert. Trotzdem sind immer noch 50g Blei am Rumpfende nötig um den Schwerpunkt genau einzustellen. Das Gesamtgewicht beträgt 2580g, durch ein leichteres Finish, leichtere Akkus (RC2000) oder eine Zelle weniger könnte das Blei sicherlich entfallen und das Modellgewicht bis auf 2400g gesenkt werden.

Der Schübeler-Antrieb bringt in dieser Ausstattung im Modell anfangs über 1400g Standschub, nach 1 Minute Vollgas sind es immer noch 1350g. Und dies trotz einem Luftkanal von 82cm Länge und einem sehr eng zusammengeführten Hosenrohr. Zum Fliegen würde also auf jeden Fall genügend Leistung zur Verfügung stehen.

  

Flug

  Bevor es zum Fliegen geht, stellt sich bei jedem Impellerjet erst einmal die Frage nach der Startmethode. Das bisher von mir mit Erfolg eingesetzte Verfahren des Starts per Gummi vom Rasen ist für den Starfighter wegen des geringen Anstellwinkels und der starken negativen V-Form bedenklich.

Deshalb wurde speziell für die F-104 eine Startrampe aus zwei Besenstilen angefertigt, die an der Oberfläche mit Paketband überzogen ist. Zusammen mit 20 Meter Mantelgummi (Durchmessers 10mm) wird genügend Beschleunigung entwickelt, um den Starfighter bei laufendem Antrieb sicher in die Luft zu befördern. Diese Startprozedur hat sich in mittlerweile zahlreichen Flügen bewährt, sieht sehr spektakulär aus, ist aber eigentlich unkritisch. Der beim Erstflug gewählte sehr starke Zug des Gummis wurde in den weiteren Flügen sukzessive reduziert, ohne dass sich daraus eine Gefährdung für das Modell ergeben hätte.

 

 

 

 

 

In der Luft verhält sich der Starfighter unkritisch, die Flugeigenschaften gleichen nahezu dem eines Trainers. Natürlich ist der Geschwindigkeitsbereich mit dem gewählten Antrieb sehr groß, man muss aufpassen, um beim weiträumigen Fliegen die Fluglage immer eindeutig zu erkennen. Enge Kurven kann man mit dieser F-104 kaum fliegen, es dauert durch den langen Rumpf einfach recht lange, bis das Modell eine Wende durchführt.

Die Ruderausschläge konnten aus dem Bauplan übernommen werden, das Höhenruder ist unkritisch zu steuern, beim Querruder wurde etwas Exponential zugemischt. Die Antriebsleistung konnte von Anfang an begeistern, die Steigflüge überzeugen und Loopings aus dem horizontalen Flug sind problemlos möglich.

Doch überraschenderweise ist auch langsames Fliegen mit dem Starfighter gut möglich. Das Modell kann stark angestellt werden und kippt erst in kräftig überzogenem Zustand über eine Fläche. In diesen Zustand muss man das Modell aber förmlich zwingen, bei üblicher Jetflugweise zeigt sich diese F-104 nur von ihrer besten Seite.

Das Flugbild, die Leistung sowie das Geräusch des Antriebs sind in der Luft absolut überzeugend. Zusammen mit dem zuverlässigen Handling machen diese Eigenschaften aus dem Modell einen große Attraktion auf jedem Flugplatz und für den Piloten ein alltagstaugliches Modell.

Doch allzu lange kann man sich pro Akkuladung nicht am Flugbild erfreuen, nach maximal 200 Sekunden Vollgas ist die Energie verbraucht. Mit entsprechend feinfühligem Bedienen des Gasknüppels ist die Flugzeit zwar zu verlängern, aber wer schleicht schon mit einem Starfighter über die Landebahn.

In der Praxis hat sich daher für mich eine Alarmzeit von 160 Sekunden ergeben. Hier bleibt genügend Zeit, die Landung einzuteilen und eventuell noch einmal sicher durchzustarten.

 

 

 

 

Die in der Luft ausgiebig getesteten Langsamflugeigenschaften überzeugen auch bei der Landung, welche mit recht geringer Geschwindigkeit erfolgen kann. Die Landefotos beweisen, wie stark der Starfighter zur Landung angestellt werden kann, es sieht fast so aus, als reite das Modell auf seinem ‚Abgasstrahl’.

Unbedingt empfehlenswert für die Landung ist es, die Querruder bis zu 15 mm nach oben anzustellen. Dies verringert den Gleitwinkel erheblich und der Landeanflug ist so viel besser einzuteilen.

  

Fazit

Die F-104 von Arno Donath ist ein in der Luft absolut überzeugendes Modell. Zusammen mit einem Hightech-Antrieb sind Flugleistungen möglich, die noch vor kurzer Zeit undenkbar waren. Diese Hightech-Komponenten sind allerdings auch mit high-cost verbunden, alleine die verwendeten Antriebskomponenten gehen kostenmäßig bereits in den vierstelligen Bereich.

Vom Hersteller wäre es wünschenswert, dass der Starfighter eine Deckschicht auf den GFK-Rumpf bekäme, dann könnte stundenlanges Nacharbeiten der Oberfläche entfallen und noch mehr Zeit auf dem Flugplatz mit dieser gelungenen F-104 verbracht werden.